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Inhalt:
Allgemeines
Atomstrahlung / Radioaktivität
Bruchstücke
Neutronen
Alpha-Strahlung / Alpha-Teilchen
Beta-Strahlung / Beta-Teilchen
Gamma-Strahlung
Elektromagnetische Strahlung (Handy, Mikrowelle etc.)
Mikrowellenofen
Mobiltelefon
230V-Netz
Hochspannungsleitungen


Allgemeines

Immer wieder in aller Munde ist Strahlung jeglicher Art, insbesondere die Diskussion über deren Unbedenklichkeit oder aber Schädlichkeit für den menschlichen und tierischen Organismus. Verbindliche Antworten, ob nun z.B. ein Mobiltelefon wirklich gesundheitsschädlich ist, kann ich natürlich auch nicht geben. Der Wissenschaft bekannt ist zwar die Strahlung an sich, aber die Auswirkungen auf Organismen sind sehr komplex und leider nicht immer eindeutig nachweisbar. Damit so manche Diskussion nicht nur von Ängsten getragen wird oder gar ins Esoterische abgleitet, können Sie hier erfahren, welche Arten von Strahlung es gibt, wie sie entsteht und welche Wirkungen sie hervorrufen kann (nicht muß!).


Atomstrahlung / Radioaktivität

Atomstrahlung läßt sich glücklicherweise sehr einfach plastisch erklären, weil es sich bis auf die Gammastrahlung um Materieteilchen handelt, die man sich ohne Gehirnakrobatik leicht vorstellen kann. Atomstrahlung wird von radioaktiven Isotopen oder bei der Kernspaltung bzw. -verschmelzung ausgesandt und ist nach einhelliger Lehrmeinung in jeder Dosierung schädlich. Allerdings ist sie aufgrund der möglichen Mutationen des Zellgewebes auch einer der Gründe für die Evolution. Um die Vorgänge rund ums Atom zu verstehen, müssen Sie wissen, wie im Grundsatz Atome aufgebaut sind. Ggf. können Sie den nachfolgenden "Schnellkurs" einfach überspringen.

Schnellkurs Atomaufbau
Ein Atom können Sie sich als einen ziemlich massiven Atomkern vorstellen, um den auf sehr unterschiedlichen kreisförmigen oder elliptischen Bahnen Elektronen kreisen. Bildlich ist dies mit einem Sonnensystem vergleichbar, bei dem die Planeten (hier: Elektronen) um die zentrale Sonne (hier: Atomkern) kreisen. Während bei einem Sonnensystem die Massenanziehungskraft für den Zusammenhalt sorgt, ist dies bei einem Atom vor allem die elektrische Ladung. Der positiv geladene Kern zieht hierbei die negativ geladenen Elektronen an, die wie die Planeten durch die kreisförmige Bewegung eine Zentrifugalkraft erzeugen, die der Anziehungskraft entgegenwirkt. Für die Kernphysik interessant sind jedoch nicht die Elektronen sondern der Kern selbst. Dieser besteht nach dem einfachsten Modell aus zwei unterschiedlichen Kernbausteinen, den positiv geladenen Protonen und den elektrisch ungeladenen Neutronen. Da sich gleich geladene Teilchen abstoßen, sind in einem stabilen Atomkern immer mindestens gleich viele Neutronen wie Protonen vorhanden, die ganz oberflächlich betrachtet wie Klebstoff wirken. Um welches chemische Element es sich handelt, d.h. die chemischen und physikalischen Eigenschaften, wird durch die Anzahl der Protonen bestimmt. Eine unterschiedliche Anzahl der Neutronen hat sogenannte Isotope zur Folge, die stabil sein können, mitunter aber instabil und damit radioaktiv sind.


Zerfällt ein Atomkern, entweder als Folge eines natürlichen Zerfallsprozesses (spontane Kernspaltung) oder infolge externer Gewalteinwirkung (Kernspaltung durch Beschuß mit Neutronen oder durch Kettenreaktion), so können aus einem Atomkern folgende Teilchen übrigbleiben, und zwar je nach Ausgangsstoff und Verfahren unterschiedliche:
   1. Große Bruchstücke des ehemaligen Kerns
   2. Neutronen
   3. Alpha-Strahlung
   4. Beta-Strahlung
   5. Gamma-Strahlung

Darüberhinaus kann sich ein radioaktives Isotop völlig ohne äußere Einwirkung in ein anderes umwandeln. Beispielsweise kann ein Neutron in ein Proton, ein Elektron und Energie zerfallen. Das dabei ebenfalls entstehende sogenannte Elektron-Antineutrino wollen wir dabei unterschlagen, um die Sache nicht zu kompliziert zu machen; es ist ohnehin nur schwer nachweisbar. In diesem Fall wandelt sich das Isotop in eines mit der nächsthöheren Ordnungszahl um, da nun plötzlich ein Proton mehr im Kern vorhanden ist. Bei diesem Vorgang wird das Elektron als Beta-Strahlung ausgesandt, wobei die beim Zerfall freigesetzte Energie dem Elektron als Bewegungsenergie mitgegeben wird. Da diese Energie meistens nicht unbeträchtlich ist, wird das Elektron mit hoher Geschwindigkeit aus dem Kern hinausgeschossen. Neben dieser Form des Betazerfalls gibt es zahlreiche weitere Formen der Umwandlung, bei denen andere Teilchen ausgesandt werden.


Bruchstücke

Wie bei einer Murmel, die man mit dem Hammer traktiert, bleiben bei einer Kernspaltung mehr oder weniger große Bruchstücke übrig - meistens eines mit etwas mehr als der Hälfte der ursprünglichen Masse und eines mit etwas weniger als der Hälfte. Jedes dieser Bruchstücke sammelt aus seiner Umgebung eine passende Anzahl von freien Elektronen ein und stellt dann ein komplettes Atom bestehend aus Atomkern und Elektronenhülle sprich ein chemisches Element dar, wobei die vorhandene Protonenzahl entscheidet, um welches Element bzw. im Zusammenwirken mit der Anzahl der Neutronen um welches Isotop es sich handelt. Im Gegensatz zur Murmel gibt es übrigens keine "kaputten" Bruchstücke mit scharfen Kanten; die Form eines Atomkerns kann man sich als immer als annähernd kugelförmig vorstellen.

Bei einem natürlichen Zerfall tritt normalerweise keine Kernspaltung auf. Vielmehr zerfallen einzelne Kernbausteile wie beim gerade beschriebenen Betazerfall oder aber der Kern emittiert einen Teil seiner Protonen und/oder Neutronen (siehe Alphastrahlung) und verliert damit an Masse und wandelt sich im Falle einer durch den Zerfall veränderten Protonenzahl in ein anderes chemisches Element um. Das so entstandene Isotop ist oft radioaktiv und zerfällt nach einer gewissen Zeit von selbst weiter. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, daß auch Neutronen eingefangen werden können, wodurch ein Isotop mit höherer Masse entsteht.

Die Bruchstücke und Kerne mit verminderter Protonenzahl an sich richten keinen großen Schaden an. Selbst wenn sie mit hoher Geschwindigkeit "auseinanderspritzen", werden sie schon nach kurzen Weg in der Luft durch Zusammenstoß mit Stickstoff- und Sauerstoffatomen so abgebremst, daß sie keinen Schaden anrichten können. Man kann das mit einer Gewehrkugel vergleichen: Mit großer Geschwindigkeit abgefeuert kann sie Gewebe durchschlagen, aber in einen Sandhaufen geschossen und dort wieder hervorgekramt, kann sie keinen Schaden anrichten. Allerdings könnte sie aus Blei und damit giftig sein, und das trifft auch auf die Atombruchstücke zu: Sie könnten (müssen aber nicht!) entweder giftige chemische Elemente oder aber selbst wieder radioaktiv sein. Bei der Spaltung von Uran entstehen die unterschiedlichsten Isotope, die man in größeren Mengen im Volksmund schlicht Atommüll nennt. Wie bei natürlichen Zerfallsreihen entstehen jedoch immer, oft nach vielen Zwischenstufen, stabile und damit nicht radioaktive Stoffe. Allerdings dauert dies mitunter sehr, sehr lange. Der Zerfall des natürlich in großer Menge vorkommenden Urans mit der Massezahl 238, welches eine Halbwertzeit von etwa 4,5 Milliarden Jahren besitzt, läuft über 17 Zwischenschritte ab. Hierbei beträgt die Halbwertszeit des am schnellsten zerfallenden Elements (Polonium 218) nur ca. eine tausendstel Sekunde und die des am langsamst zerfallenden Elements dieser Zerfallsreihe (Uran 234) ca. 25000 Jahre. Das Endprodukt ist Blei mit der Massezahl 206.


Neutronen

Insbesondere bei der Kernspaltung werden als "Trümmer" einzelne Neutronen mit hoher Geschwindigkeit freigesetzt, die in der Luft nur unzureichend verlangsamt werden, weil sie zu klein sind, um statistisch gesehen mit Atomen in der Luft zusammenzustoßen und dadurch ihre Geschwindigkeit zu verringern. Außerdem sind sie zu schwer, um bei einem einzigen Stoß deutlich langsamer zu werden. Man kann dies mit einem Formel-1-Rennwagen vergleichen, der mit Höchstgeschwindigkeit in einen riesigen Stapel Styroporplatten fährt: Außer einer kurzeitigen Sichtbehinderung wird der Fahrer kaum etwas bemerken.

Ihre Bewegungsenergie können Neutronen am effizientesten durch Aufprall auf möglichst dicht gepackte Materie abgeben. Leider ist das auch bei organischem Gewebe der Fall. Hierbei werden entweder wichtige Teile einer Zelle beschädigt, so daß diese abstirbt, oder mit ein bißchen "Glück" zerstört das Neutron kleine Teile der DNA, also der Erbanlagen der jeweiligen Zelle. Dies hätte dann z.B. Krebs zur Folge. Der menschliche Organismus ist für solche Vorfälle zwar gewappnet, weil auf völlig natürliche Weise ein gewisses Maß an Neutronen bzw. anderer Teilchen immer schon vorhanden war, aber bei einer hohen Dosis sind die Reparatureinrichtungen des Körpers überfordert. Einen Schwellenwert, wie er in der Politik so gerne definiert wird ("darunter ist's unschädlich, darüber tut's weh"), gibt's wie bei eigentlich den meisten schädlichen Dingen nicht. Schon die natürliche Hintergrundstrahlung ist nicht gesund, aber u.a. durch das Entstehen von Mutationen für die Evolution verantwortlich. Platt gesagt säßen wir völlig ohne Radioaktivität noch auf den Bäumen oder schwämmen gar als Einzeller durch die Meere. Eine Abschirmung vor Neutronen ist durch sehr dickes Material oder aber durch Wasser möglich.


Alpha-Strahlung / Alpha-Teilchen

Unter Alpha-Strahlung versteht man aus 2 Protonen und 2 Neutronen bestehende Heliumkerne, die bei einem Alpha-Zerfall aus einem Atomkern emittiert werden. Diese Heliumkerne sind sehr klein und ihre Masse ist im Vergleich zu den Abmessungen hoch, so daß sie eigentlich beste Chancen hätten, in der Luft kaum abgebremst zu werden, aber gleichzeitig sind sie positiv geladen, so daß sie z.B. von negativ geladenen Ionen angezogen und dadurch abgebremst werden. Ihre Reichweite ist daher in Luft nicht sehr hoch, und sich langsam bewegendes Helium ist bekanntlich nicht schädlich. Schon bei relativ geringem Abstand vom strahlenden Objekt ist dadurch eine Schädigung des Gewebes nicht mehr möglich. Zudem werden sie schon durch sehr dünne, feste Materie wie z.B. ein Blatt Papier abgeschirmt. Selbst wenn man Alpha-Strahler wie z.B. einen metallischen Uranklotz mit bloßen Händen anfaßt, kann die Alpha-Strahlung keinen Schaden anrichten. Denn ihre Eindringtiefe in Materie ist so gering, daß sie in der Hornhaut absorbiert wird. Da Hornhaut abgestorbenes Gewebe ist, ist eine gesundheitliche Beeinträchtigung ausgeschlossen.

Anders sieht es aus, wenn die Alpha-Strahlung im Körper selbst entsteht, weil auf diese Weise die Alpha-Strahlung nicht abgeschirmt wird. Die schweren Alpha-Teilchen können dann ungehindert das Gewebe erreichen und sehr großen Schaden anrichten. Das Verschlucken oder Inhalieren von Alpha-Strahlern ist daher sehr gefährlich. Da die Strahlung inkorporierter Alpha-Strahler wegen der Absorption im Zellgewebe nicht nach außen dringt und damit nicht gemessen werden kann, ist eine Diagnose sehr schwierig. Insofern ist das Anfassen eines Uranklotzes ohne Handschuhe doch keine gute Idee, denn dabei könnten winzige Späne oder Abrieb auf die Haut gelangen, die später unwissentlich und ungewollt in den Körper gelangen.


Beta-Strahlung / Beta-Teilchen

Auch hierbei handelt es sich um Materiestücke, die ausgesandt werden. Als Beta-Strahlung bezeichnet man Elektronen oder Positronen, die aus dem Kern mit hoher Geschwindigkeit emittiert werden. Sie stammen nicht aus der Hülle, sondern entstehen, wenn sich Kernteilchen umwandeln. Hier gilt das Gleiche wie bei der Alpha-Strahlung, nur daß die negativ geladenen Elektronen oder positiv geladene Positronen viel leichter sind als Alpha-Teilchen. Sie werden daher in der Luft viel rascher abgebremst bzw. die Positronen zerstrahlen sofort bei Kontakt mit anderer Materie.

Positronen sind übrigens die bekannteste und am leichtesten herzustellende Antimaterie. Sie besitzen die absolut gleiche Masse wie Elektronen aber im Gegensatz zu diesen eine positive Ladung. Treffen ein Elektron und ein Positron zusammen, wobei dieser Vorgang durch die entgegengesetzte Ladung und damit elektrostatische Anziehung begünstigt wird, so zerstrahlt die Materie beider Teilchen vollständig. Es entsteht reine Energie in Form von Gamma-Strahlung. Antimaterie vor allem in Form von Positronen ist übrigens schon sehr lange bekannt und keineswegs das Produkt irgendwelcher durchgeknallter Science-Fiction-Autoren. Antimaterie in Form einfacher Atomkerne wurden zwar auch schon hergestellt, aber aus naheliegenden Gründen gelingt es nicht, Antimaterieklumpen in sichtbarer Größe herzustellen. Denn bei Kontakt mit "normaler" Materie wie z.B. der Luft zerstrahlen beide Komponenten sofort. In die Hand nehmen könnte man Antimaterie daher ohnehin nicht, ohne sich ein Loch reinzubrennen und sich durch die dabei entstehende Strahlung auch noch zu verstrahlen. Außerdem bräuchte man für sichtbare Mengen sehr, sehr viele Antimaterie-Atome; die dafür notwendige Zahl hat ungefähr 20 Nullen (das sind hundert Milliarden Milliarden).

Wenn man einem Betastrahler so nahe kommt, daß die Strahlung nicht von der Luft absorbiert wird, kann es zu Hautverbrennungen kommen. Die Inkorporation von Beta-Strahlern ist kaum weniger schädlich als die von Alpha-Strahlern.


Gamma-Strahlung

Hierbei handelt es sich als einzige Ausnahme nicht um faßbare Materieteilchen sondern um extrem kurzwelliges Licht, das viel kurzwelliger ist als beispielsweise UV-Licht oder Röntgenstrahlung. Es durchdringt Materie noch besser als Röntgenstrahlung, wird aber trotzdem teilweise von dieser absorbiert. Ist die Gesamtenergie d.h. die Dosierung hoch genug, verbrennt es lokal an den Stellen, an denen es absorbiert wird, das Gewebe bzw. Teile der Zellen. Daher ist Gammastrahlung sehr gefährlich. Aber auch sie kommt in völlig natürlicher Weise vor. Abschirmen kann man sie am besten durch dicke Bleiplatten.

Atomstrahlung jeglicher Art, die z.B. beim Zerfall radioaktiver Stoffe oder bei der Kernspaltung entsteht, kann man sehr gut nach außen hin abschirmen. Fatal ist es hingegen, direkt mit radioaktivem Material in Kontakt zu geraten. Hierbei lagern sich nämlich feinste Partikel am Körper bzw. beim Einatmen in der Lunge an, wodurch die ausgesandten Teilchen nicht erst durch die Luft oder andere Materie abgebremst werden, sondern direkt auf das Gewebe treffen. Und dann sind auch die sonst harmlosen Alpha- und Beta-Teilchen extrem schädlich, wobei Alpha-Teilchen aufgrund ihrer hohen Masse den größten Schaden anrichten. Im Falle von Plutonium kommt noch hinzu, daß dieses Element aus chemischer Sicht giftig ist - und zwar ungefähr so giftig wie Blei. Diese schädliche chemische Wirkung wird durch seine radiotoxische Wirkung aber bei weitem übertroffen.


Elektromagnetische Strahlung (Handy, Mikrowelle etc.)

Strahlung ist nicht Strahlung: Die elektromagnetische Strahlung hat mit der oben beschriebenen Atomstrahlung sprich Radioaktivität absolut nichts zu tun. Es handelt sich also nicht um Teilchen sondern vielmehr um elektromagnetische Wellen. Diese können nur unter bestimmten Bedingungen Einfluß auf Organismen nehmen.

Elektromagnetische Wellen sind mit Schallwellen vergleichbar. Während Schallwellen nichts weiter als lokale Luftdruckschwankungen sind, sind elektromagnetische Wellen lediglich Schwankungen der lokalen elektrischen bzw. magnetischen Feldstärke. Mit Schallwellen kann man z.B. Gläser zerstören, wenn man ihre Resonanzfrequenz trifft und die Lautstärke hoch genug ist. Nebenbei bemerkt soll dies der Sänger Caruso auch ohne Verstärker geschafft haben. Physikalisch gesehen wird das Glas hierbei lediglich in Schwingung versetzt, d.h. es biegt sich im Takte der Schallwellen. Da Glas ein sehr spröder Stoff ist, zerbricht es, wenn eine bestimmte Amplitude d.h. ein bestimmtes Maß an Verformung überschritten wird.

Die Wirkung von elektromagnetischen Wellen ist ganz ähnlich: Stimmt die Frequenz, werden die Atome bzw. Moleküle eines elektrisch schwach leitenden Stoffes in Resonanz versetzt, wobei die Eindringtiefe relativ groß ist. Sie schwingen um ihre Ruhelage mit einer langsam immer größer werdenden Amplitude. Eine größere Amplitude bedeutet aber eine höhere Temperatur. Im Gegensatz zum Glas ist ein Atom jedoch "unkaputtbar". Man kann einem Atomkern lediglich seine ihn umkreisenden Elektronen abspenstig machen (diese sammelt er bei Abkühlung automatisch wieder ein). Die Temperatur wird einfach höher, wobei ein isoliert betrachteter Atomkern auch unglaublich hohe Temperaturen von einigen Millionen °C schadlos übersteht.


Mikrowellenofen

Den Effekt der Schwingungsanregung macht man sich in der Mikrowelle zu Nutze. Man erzeugt hierbei die Wärme gleich dort, wo man sie haben will: Das Gargut wird sozusagen "von innen her gekocht". Genaugenommen handelt es sich bei dieser immer wieder gehörten Erklärung der Funktionsweise um eine Übertreibung, da die elektromagnetischen Wellen nicht das gesamte Gargut mit gleicher Intensität durchdringen können, sondern die Feldstärke und damit die Wärmewirkung mit wachsender Eindringtiefe immer geringer wird, weil ja Energie an das Gargut abgegeben wird, die dann in tieferen Schichten fehlt. Trotzdem kommt es im Innern des Gargutes zu einer nennenswerten Wärmeentwicklung. Bei konventioneller Garung werden hingegen zuerst die Atome des Kochgeschirrs erhitzt und dadurch in Schwingung versetzt. Sich darin befindliches Gargut wird von der Kontaktfläche her langsam, Schicht für Schicht, ebenfalls in Schwingung versetzt und dadurch erhitzt. Da die Wärmeleitfähigkeit des Garguts mitunter sehr gering ist, kommt es hierbei zu lokalen Überhitzungen an der Kontaktstelle, die im Falle einer Pfanne durchaus erwünscht sind, um eine knusprige Oberfläche des Garguts zu erhalten. Solche lokalen Überhitzungen kann der Mikrowellenofen nicht produzieren.

Schaltet man die elektromagnetischen Wellen ab, kann man mit nichts auf der Welt mehr nachweisen, auf welche Weise das Gargut erhitzt wurde. Sowohl bei der konventionellen Erhitzung als auch beim Mikrowellenofen wurden lediglich die Moleküle des Garguts in Schwingung versetzt. Als einziges Unterscheidungsmerkmal kann man die Wärmeverteilung im Gargut zu Hilfe nehmen: Bei konventioneller Erhitzung existiert ein Wärmegefälle von außen nach innen, während beim Mikrowellenofen die Wärmeverteilung im Gargut deutlich homogener ist. Die Art der Wärme ist jedoch absolut identisch, denn den Molekülen ist es absolut egal, wer sie in Schwingung versetzt hat. Insbesondere "strahlen" die mit einem Mikrowellenofen erhitzten Speisen nicht, wie von bemerkenswert unwissender Seite leider oft als Argument gegen dieses Verfahren zu hören ist. Aufgrund der relativ homogenen Wärmeverteilung ist ein Mikrowellenofen relativ gut zum Auftauen oder eingeschränkt zum Kochen aber überhaupt nicht zum Zubereiten von knusprig gebratenen Speisen geeignet.

Theoretisch gesehen kann man mit Mikrowellenöfen hervorragend kochen, weil Wasser ein Medium ist, das man mit Mikrowellen der üblich verwendeten Wellenlänge ganz hervorragend erhitzen kann. Eis wird hingegen nur relativ schlecht erhitzt. In der Praxis bilden sich in einem aus guten Gründen geschlossenen Mikrowellenofen stehende Wellen aus, so daß die Erhitzung an verschiedenen Orten im Ofen sehr ungleichmäßig ist. Dies versucht man, mit einem Drehteller oder einer Einrichtung zum Umlenken der Mikrowellen wenigstens teilweise auszugleichen. Trotzdem ist die Erhitzung in der Praxis recht ungleichmäßig. Umrühren kann man während des Kochvorgangs aufgrund des geschlossenen Ofens selbstverständlich nicht, so daß das Kochen in der Praxis schwierig oder zumindest sehr umständlich ist. Die Leistungsaufnahme gefrorener Speisen ist zwar relativ gering und damit der Wirkungsgrad niedrig, aber auf niedrigster Stufe sind trotzdem tiefgefrorene Speisen ganz erheblich schneller als mit anderen Methoden aufgetaut. Wichtig ist, daß diese wenigstens teilweise angetaut sind, um den Mikrowellen einen besseren Angriffspunkt für den Auftauvorgang zu bieten.

Mikrowellen erhitzen Gargut genauso wie Körperteile von Lebewesen. Die Erwärmung kann das Gewebe stark schädigen und im schlimmsten Fall garkochen. Am stärksten gefährdet sind hierbei die Augen, weil bereits eine leichte durch Erwärmung hervorgerufene Eintrübung des sogenannten Glaskörpers des Auges ähnlich wie der graue Star wirkt und die Sehkraft stark vermindert. In Mikrowellenöfen ist daher der Innenraum durch einen Faradayschen Käfig sorgsam von der Außenwelt abgeschirmt, damit keine Mikrowellenstrahlung nach außen dringt. Dieser Faradaysche Käfig ist auch der Grund dafür, warum die Scheibe, durch die man den Innenraum betrachten kann, durch ein Drahtgitter oder ein gelochtes Blech hinterlegt ist. Durch die Maschen oder Löcher kann übrigens aufgrund elektrotechnischer Prinzipien keinerlei Mikrowellenstrahlung austreten. Zusätzlich gibt es Sicherungseinrichtungen, damit bei geöffneter Tür das Klystron, das die Mikrowellen erzeugt, sofort abgeschaltet wird und das Aussenden von Mikrowellen in die Umgebung in jedem Fall zuverlässig unterbunden wird.


Mobiltelefon / Handy

Genau die oben beschriebene Temperaturerhöhung ist der einzig wirklich nachgewiesene Effekt, den elektromagnetische Wellen auf z.B. Organismen hat. Ein Mobiltelefon, das ungefähr im selben Frequenzbereich arbeitet wie ein Mikrowellenofen, hat mit seiner Sendeleistung von ca. 2 W laut einigen wissenschaftlichen Untersuchungen eine lokale Temperaturerhöhung in Teilen des Gehirns von weniger als 0,1 °C zur Folge. Die Frage, um die sich alles dreht, ist schlicht und ergreifend, wieviel Temperaturerhöhung schädlich ist. Leider sind die Untersuchungen hierzu nicht nur ein wildes Gestochere im Nebel sondern auch noch höchst subjektiv. Was man für eine eindeutige Aussage bräuchte, wäre zwei absolut identische Menschen, wobei man unter absolut identischen Bedingungen einen davon elektromagnetischer Strahlung aussetzt und den andern nicht. Leider fühlen sich aber selbst Zwillinge an unterschiedlichen Tagen unwohl. Je nach Grundorientierung (pro oder contra Mobiltelefon) könnte man hier bei einem Versuch zu höchst unterschiedlichen Ergebnissen kommen: Ein Contra-eingestellter Versuchsleiter wird behaupten, daß das Unwohlsein des mobil telefonierenden Probanden durch eben dieses Telefonieren verursacht wird, ein Pro-eingestellte Versuchsleiter könnte den Spieß jedoch herumdrehen und sagen, daß das Unwohlsein des nicht mobil telefonierenden Probanden durch den Mangel an elektromagnetischer Strahlung verursacht wird! Zu objektiven Fakten zu gelangen, ist daher sehr, sehr schwierig. Grundsätzlich sind gesundheitliche Auswirkungen zwar nicht auszuschließen, aber aufgrund der doch schon recht langen Erfahrung mit Mobiltelefonen sehr unwahrscheinlich. Wenn man jedoch zwangsweise den Gesprächsinhalten mancher Dauerlabertaschen folgt, weil diese ihr Umfeld gern lautstark mit ihren mobil geführten Telefongesprächen beglücken, könnte man auf der anderen Seite durchaus postulieren, daß häufiges Mobiltelefonieren eine stark negative Auswirkung auf die Intelligenz haben muß.

Was man auf jeden Fall sagen kann ist, daß die Diskussion um die Mobiltelefon-Sendemasten weit abseits jeder Vernunft geführt wird. Denn das Mobiltelefonnetz war von Anfang an als dezentrales System mit vielen Stationen geringer Leistung konzipiert. Eine einzelne Antenne kommt daher nur auf eine Sendeleistung von ca. 50 W, also ganz erheblich weniger als Radio- und Fernsehsender, die locker weit über 1000 W abstrahlen können und trotzdem noch nie beanstandet wurden. Wenn man jetzt auch noch weiß, daß die Leistungsdichte (d.h. W/m2, in der Presse meistens fälschlicherweise als Feldstärke bezeichnet) quadratisch mit dem Abstand von der Antenne abnimmt, kann man leicht berechnen, wie weit eine Sendeantenne entfernt sein müßte, damit sie die gleiche "Feldstärke" am Kopf erzeugt wie ein Mobiltelefon, das 5 cm vom Kopf entfernt ist: Es sind lediglich 25 cm! Hierin ist jedoch nicht berücksichtigt, daß die Antennen auf den Sendemasten meistens Richtantennen sind. Bei einem Abstrahlwinkel von 36 Grad erhöht sich in Abstrahlrichtung die Leistungsdichte ("Feldstärke") um das Zehnfache. In diesem Fall müßte die Antenne einer 50-W-Sendeanlage 80 cm entfernt sein, um die gleiche Leistungsdichte am Kopf zu erzeugen wie ein 5 cm entferntes Mobiltelefon. Und wer hält sein Mobiltelefon schon 5 cm vom Kopf weg?

Normalerweise telefoniert man aber keineswegs 24 Stunden am Tag. Angenommen, die Sendeantenne ist eine Richtantenne mit 36 Grad Abstrahlwinkel, strahlt 50 W ab und ist nur 50 m entfernt, so entspricht die kumulierte "Strahlenbelastung" über einen ganzen Tag einem Telefonat mit einem 5 cm vom Kopf entfernten Mobiltelefon von weniger als 22 Sekunden! Beachten Sie hierbei bitte, daß bereits ein eingeschaltetes und damit lediglich empfangsbereites Mobiltelefon Kommunikation mit der nächstgelegenen Empfangsstation betreibt, also in regelmäßigen Abständen sendet.

Bei neu errichteten Sendemasten ist es fast schon Mode geworden, daß die Bewohner in der Umgebung von Schlafstörungen, Nervosität und anderen Beschwerden berichten. Es gibt jedoch mehrere Beispiele, die belegen, daß es alleine die Angst vor der Sendeanlage ist, die diese Beschwerden hervorruft. Beispielsweise gab es bereits ein Gerichtsverfahren, in denen die Bewohner eines ganzen Dorfes kollektiv über zahlreiche Symptome klagten, die dem kürzlich errichteten Mobilfunkmast zugeschrieben wurden. Das Verfahren wurde ganz schnell eingestellt, nachdem der Betreiber nachweisen konnte, daß es sich nur um einen vorsorglich aus Redundanzgründen errichteten Mast handelt, aber dort noch nie eine Sendeanlage installiert war. Dies belegt sehr deutlich, daß die Angst vor Mobilfunksendeanlagen bei diesen Personen Beschwerden hervorgerufen hatte, dies aber auf gar keinen Fall auf die Wirkung der (hier nicht vorhandenen) elektromagnetischen Wellen zurückgeführt werden kann. Ganz schlimm ist es, wenn sich dabei mehrere Personen gegenseitig in ihrer Angst hochschaukeln und dieser kollektive Wahnsinn auch noch über Sensationsberichte in Presse und Fernsehen verbreitet wird, der dann zur Verunsicherung breiter Bevölkerungsschichten führt.

Bitte sehen Sie mich aufgrund dieser Ausführungen nicht als Fürsprecher für das Mobiltelefonieren an, dem kein Argument zu schwachsinnig ist, um sein Lieblingsspielzeug zu verteidigen, denn dies ist keineswegs der Fall: Mir persönlich sind Mobiltelefone höchst unsympathisch, weil ich mich oft durch sie und das Telefonierverhalten meiner Umgebung belästigt fühle. Von daher würde mir nie einfallen, dafür eine Lanze zu brechen. Auf der anderen Seite bin ich jedoch schockiert, wie weit fernab aller Vernuft und technischen Realität die Diskussion über Mobilfunkmasten geführt wird. Parallelen zur Frühzeit der Eisenbahnen sind durchaus gegeben: Damals glaubten auch etliche Leute, daß Geschwindigkeiten oberhalb derer, die Pferdekutschen erreichen können, bleibende Schäden verursachen könnten.


230V-Netz

Hier herrscht ausnahmsweise einstimmige Klarheit: Das herkömmliche 230V-Netz (Hausinstallation) hat keinerlei Einfluß auf die Gesundheit, wenn man sich in der Nähe aufhält. Dies ist auch nicht weiter verwunderlich: Die Wellenlänge ist mit vielen tausend Kilometern viel zu lange, als daß eine Abstrahlung elektromagnetischer Wellen mit 50 Hz möglich wäre. Zudem ist die Spannung von 230 V zu gering, als daß das geringe elektrische Feld Einfluß haben könnte (vgl. elektrostatische Aufladung z.B. eines Wollpullovers, der sich zudem unmittelbar am Körper befindet: 200.000-300.000 V!).

In Esoterikkreisen sind zwar sogenannte Netzfreischalter beliebt, die automatisch mit einem Relais den Strom wegschalten, wenn kein Verbraucher Strom zieht. Zu diesem Zweck wird eine kleinere Spannung auf den abgeschalteten Zweig gelegt, damit der Netzfreischalter überhaupt erkennen kann, wenn wieder ein Stromverbraucher eingeschaltet wird. Dadurch ist die in der Werbung versprochene "Stromlosigkeit" (physikalisch korrekt: Spannungslosigkeit, Erklärung zu Strom und Spannung finden Sie  hier) überhaupt nicht gegeben. Stromlos im physikalisch richtigen Sinn ist jede Stromleitung mit abgeschaltetem Verbraucher auch ohne Netzfreischalter, denn ohne eingeschalteten Verbraucher kann kein Strom fließen. Wäre es anders, würden sie dies am Stromzähler feststellen können.


Hochspannungsleitungen

Es gibt immer wieder Kritiker, die mit  Statistiken beweisen wollen, daß die Erkrankungsrate für Krebs oder andere Krankheiten unter einer Hochspannungsleitung höher sei als anderswo. Unter diesen befinden sich zwar manchmal auch engagierte Ärzte, aber leider werden hier in Unkenntnis sachgerecht erstellter Statistiken ausnahmslos Äpfel mit Birnen verglichen oder aber es wird mit Absicht manipuliert. Bei schlecht gemachten Manipulationsversuchen erkennt man den Betrug alleine schon an Totschlagargumenten wie dem Wort "Kinder", das man gern benutzt, um Stimmung zu machen. Hier wird subtil ans Gewissen appelliert, denn wer will schon ein kleines Würmchen leiden oder gar sterben lassen?

Mit Statistiken muß man aber extrem vorsichtig sein: Unter einer Hochspannungsleitung lebt schon aus ästhetischen Gründen niemand sonderlich gern; wer sich's finanziell leisten kann, zieht ganz einfach woandershin. Deshalb ist zu erwarten, daß unter Hochspannungsleitungen eher Familien leben, die finanziell nicht sonderlich gut gestellt sind. Dies geht im Mittel oft einher mit einem niedrigen Bildungsniveau und einer tendenziell eher ungesunden Lebensweise wie z.B. erhöhtem Zigaretten- und/oder Alkoholkonsum sowie dem Hang zu Junk-Food. Um einen sauberen Vergleich machen zu können, benötigt man zumindest eine Vergleichsgegend mit einer ganz ähnlichen Personengruppe und ähnlichen Lebensumständen. Insofern ist es völliger Schwachsinn, wenn man -übertrieben gesagt- die Erkrankungsraten in einem sozialen Brennpunkt einer schadstoffreichen Industrieumgebung mit "idealerweise" hoher natürlicher radioaktiver Vorbelastung, die rein zufällig auch noch unter einer Hochspannungsleitung liegt, mit einer idyllischen Villengegend am Starnberger See vergleicht.

  

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